Theaterbesuch der Klassen 6a und 6b
Seit der Antike wird dem Theater eine reinigende Wirkung zugeschrieben. Die Zuschauer beobachten die Schauspieler nicht nur unbeteiligt aus der Ferne, nein, vielmehr fühlen sie sich in die Figuren ein und erleben mit, was diese auf der Bühne erleiden und erdulden müssen. Die Zuschauer leiden mit, wenn der Held seinem oft tragischen Schicksal unentrinnbar entgegentaumelt. Den antiken Dramentheoretikern folgend kann der Zuschauer so für die Umwelt gänzlich unschädlich seine Leidenschaften wie Wut, Trauer und Schmerz im Theater ausleben und seine Emotionen wieder in ein Gleichgewicht bringen.
Ob die Schüler der Klassen 6a/b bei ihrem Theaterbesuch in Esslingen eine Art reinigende Katharsis erlebten, das ist abschließend wohl nicht zu beantworten. Sicher aber ist, dass die Schüler auf den Rängen der Württembergischen Landesbühne Esslingen mitgefiebert haben, als sie das Stück „Mein Sommer mit Mucks“ besuchten. Das Stück behandelt die schwierige Thematik der häuslichen Gewalt, erzählt aber auch von der außergewöhnlichen Freundschaft zweier Außenseiter, die auch in schwierigen Situationen noch fest zusammenhalten. Es war kein lautes und pompöses Theaterstück, das die Kinder hier besuchten, aber eines, das im Gedächtnis bleibt und Werte wie Freundschaft, Achtsamkeit und Zivilcourage vermitteln möchte.
Wenn also noch mal jemand fragen sollte: Warum soll ich ins Theater gehen? Dann kann die Antwort lauten, weil wir hier ein reinigendes Wechselbad der Gefühle erleben, weil wir hier zugleich glücklich und doch traurig sind!
Lukas Adorf